Fotos: Harald Morsch

„Ich lebe in einem wilden Wirbel“

Die Schriftstellerin Irmgard Keun und das kunstseidene Mädchen

Szenische Lesung mit Musik 

Idee: Ann-Britta Dohle 

Birgit Noll (Schauspiel, Gesang) und Ann-Britta Dohle (Schauspiel)

Musik: René Madrid (Akkordeon)

René Madrid, Ann-Britta Dohle und Birgit Noll
Foto: Roland Maoro

„Mein Kleines, mein Geliebtes“, so beginnen beinahe alle der 271 Briefe (1933-1947) der Schauspielerin und Schriftstellerin Irmgard Keun (1905-1982) an den nach Amerika emigrierten Arzt Arnold Strauss. Ihre offenen Briefe lesen sich wie ein intimes Tagebuch und zeugen zugleich von den finsteren Zeiten in Nazi-Deutschland, von ihrer Existenznot und von ihrem frechen Witz, mit dem sie der Welt trotzt. Ihre eigene Lebenserfahrung, ihr Mut und ihre cleveren Manöver, aber auch ihre Verzweiflung, ihr Hang zum Alkohol und zu Männern, spiegelt sich genauso in ihren Briefen wieder wie in der Geburt ihrer unverblümten Romanheldin Doris, die wie ein „Stehaufmännchen“ von einer Misere in die nächste tappt. Denn „Das kunstseidene Mädchen“ träumt davon am Theater ein Glanz zu werden und ihre Phantasie  macht auch vor fremden Pelzmänteln nicht Halt. 

 

Birgit Noll schlüpft in die Figur der Schriftstellerin Irmgard Keun; sie liest und spielt sich in diese schräge Figur ein. Zudem lässt sie mit Gassenhauern die damalige Zeit Revue passieren, wie z.B.

  • Wenn die Elisabeth...
  • Bei mir biste schön
  • Davon geht die Welt nicht unter   etc.

Ann-Britta Dohle spielt das zum Leben erweckte „kunstseidene Mädchen“, strahlt, tanzt, provoziert und bibbert sich durch die üble Zeit der Judenverfolgung, der Denunziationen aber auch der Folgen ihres nicht zu bremsenden Übermuts. 

 

René Madrid lässt mit seiner Musik die Nischen der damalige Zeit aufleben, lässt gefühlvoll die Leichtigkeit der Varietees und Glamourwelt gefrieren mit dem Einzug der Marschmusik. 

 

Copyright © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin.

 

Zitat

Nein-ich bin nicht betrunken. Oder doch...ich bin gerade betrunken, weil ich nüchtern bin. Oder nein, ich bin nur nüchtern, wenn ich betrunken bin.“

(aus Irmgard Keun: Ich lebe in einem wilden Wirbel) 

 

Aus der Presse: 

„Ich lebe in einem wilden Wirbel“ ist die Briefsammlung betitelt und dieser Wirbel des Berlins kurz vor 33 zeichnen Dohle und Noll eindringlich nach, unterstrichen von typischen DSchlagern der Zeit, die sich mehr und mehr in ohrenverzehrende Trauergesänge verwandeln, während Keun und Doris noch auf dem Tisch tanzen, zerbricht ihre Welt und sie versinken in der Ausweglosigkeit der Armut und Abhängigkeit.“ 

(aus: Neue Westfälische zur Literaturnacht Paderborn 2017, von Anja Ebner)